GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

‍1867 – Bildung des Norddeutschen Bundes und Ausscheiden Österreichs

Bernardi-Karte

‍Der tiefe Gegensatz der beiden niederländischen Landesteile führt 1831 zur Ablösung des Südens als Königreich Belgien, dem 1839 der westliche französisch-sprachige Teil Luxemburgs (mit dem deutschsprachigen Arlon/Arel) angeschlossen wird, der östliche Teil, dem heutigen Luxemburg entsprechend, bleibt bis 1866 deutscher Bundesstaat. Von 1839 bis 1866 ist auch der östliche Teil der Provinz Limburg (mit Maastricht) Teil des Deutschen Bundes.


‍Die wachsenden nationalen und liberalen Unruhen in Deutschland führen 1848 zur ‚Märzrevolution’. An die Stelle des Bundestags tritt die aus demokratischen Wahlen hervorgehende Deutsche Nationalversammlung, die in der Paulskirche in Frankfurt tagt und den österreichischen Erzherzog Johann zum Reichsverweser bestimmt.


‍Die Gegensätze zwischen den Vertretern einer ‚kleindeutschen’ Lösung (ohne Österreich), vor allem von Preußen wegen der immer deutlicheren Nationalitätenprobleme in Österreich vertreten, und den Anhängern der ‚großdeutschen’ Idee (mit Österreich), von Österreich und einigen katholischen Ländern gefordert, bestimmen die Nationalversammlung. Als zur Überbrückung dieser Gegensätze der preußische König Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser gewählt wird, schlägt dieser die Kaiserkrone aus. Österreich, auch gestützt durch die deutschen Mittelstaaten, beruft den alten Bundestag wieder ein, in dem der preußisch-österreichische Gegensatz noch schärfer hervortritt.


‍Im ‚Londoner Protokoll’ von 1852 waren Holstein und Lauenburg trotz einer Volkserhebung, verbunden mit Schleswig, Dänemark zugeordnet worden. 1863 gehen nun Preußen und Österreich – diesmal gemeinsam, aber ohne den Bund – militärisch gegen Dänemark vor, das Schleswig-Holstein der gemeinsamen Verwaltung durch die beiden Mächte übergeben muss. Bismarck, preußischer Ministerpräsident, will allerdings beide Herzogtümer Preußen einverleiben und lässt Holstein besetzen. Dies führt 1866 zum ‚Deutschen Krieg’ zwischen Preußen und Österreich, in dem Österreich in Königgrätz (in Nordböhmen) unterliegt. Preußen erhält Schleswig-Holstein und innerhalb Deutschlands die mit Österreich verbündeten Länder Hannover, Kurhessen (mit Kassel), Nassau (mit Wiesbaden) und die Freie Stadt Frankfurt.


‍Österreich annektiert 1846 Krakau, das sich zum Mittelpunkt der polnischen Unabhängigkeitsbewegung entwickelt hatte, verliert aber 1866 Lombardo-Venetien an Italien. Im selben Jahr muss es der Auflösung des Deutschen Bundes und der Gründung des von Preußen beherrschten ‚Norddeutschen Bundes’, dem sich die süddeutschen Staaten in geheimen Bündnissen anschließen, zustimmen. Es scheidet somit aus Deutschland aus, behält aber die Kaiserkrone. 1867 bildet es mit Ungarn die ‚Doppelmonarchie’ Österreich-Ungarn.


‍Mit der Auflösung des Deutschen Bundes wird Liechtenstein, das nach dem Ende des Reichs Teil des Rheinbunds war, selbständiges Fürstentum. Deutschland besteht nun aus dem Norddeutschen Bund, Baden, Württemberg, Hessen-Darmstadt (südlich des Mains) und Bayern.


‍Die Sprachgrenzen bleiben im wesentlichen unverändert. In Böhmen gewinnt das Tschechische weiter an Boden, Prag ist wieder eine mehrheitlich tschechisch-sprachige Stadt.

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