GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

1681 – Verlust des Elsass und der Freigrafschaft Burgund

Bernardi-Karte

‍Der Westfälische Friede hatte keine Stabilität an den Westgrenzen des Reichs gebracht. Ludwig XIV. strebt weiterhin die ‚Réunion’ mit den Gebieten aus Lothars Zwischenreich an, also mit den beim Reich verbliebenen Teilen Lothringens und Burgunds. 1658 kann die Wahl Ludwigs zum deutschen Kaiser, die von gekauften katholischen Fürsten betrieben wird, gerade noch abgewendet werden. Eine ‚Europäische Union’ unter dem Sonnenkönig, der 70 Jahre in Frankreich herrscht, wird verhindert. Der französische Gesandte und der schwedische König bleiben allerdings die einflussreichsten Persönlichkeiten im Reichstag zu Regensburg.


‍In den habsburgischen Niederlanden annektiert Ludwig XIV. 1659 das Artois (mit Arras/Atrecht), 1668 Südflandern (mit Dünkirchen und Lille/Ryssel), 1678 Cambrai (Kammerich) und Bouillon (Beulen) und dehnt so die Grenzen Frankreichs ohne jede kaiserliche Gegenwehr nach Norden aus.


‍In Lothringen besetzt Ludwig 1659 Diedenhofen (Thionville) und schafft 1661 eine Landbrücke zwischen Metz, Verdun und seinen weiteren lothringischen Besitzungen. 1670 verjagt er den Herzog von Lothringen aus Nancy und verwüstet die Pfalz. 1679 folgt die Annexion von Landau, 1681 von Straßburg und der im Westfälischen Frieden noch nicht annektierten Reichsstädte des Elsass. Dem Aufruf, ‚die teutsche Tracht abzulegen und die fränkische anzulegen’ folgen viele Elsässer mit Sympathie. Durch das Reich aber geht ein Schrei der Entrüstung. Ludwig nutzte die Schwäche des Kaisers Leopold I., der gegen die vor Wien stehenden Türken kämpft und so keine Möglichkeit der Gegenwehr hat. Im ‚Regensburger Stillstand’ muss er die Annexionen anerkennen, was jedoch nicht ‚de jure’ und nur für 20 Jahre geschieht (eine Korrektur erfolgt 1697 im Frieden von Rijswijk).


‍Die Freigrafschaft Burgund (Franche Comté) war seit den Burgunderkriegen dem Reich, dessen Teil sie geblieben war, entfremdet. 1482 war sie an die spanische Linie der Habsburger gefallen und bildete gemeinsam mit den Niederlanden den ‚burgundischen Kreis’. 1678 gelingt Ludwig XIV. im Frieden zu Nimwegen die Annexion dieses letzten burgundischen Reichsgebiets, mit Ausnahme der Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard), die 1397 durch Heirat an die Grafen von Württemberg gekommen war. Das Herzogtum Savoyen kommt an das Fürstentum Piemont.


‍In Preußen kann der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm 1660 mit dem Ende des ersten Nordischen Krieges (Schweden und das verbündete Preußen besiegen Polen, das Anspruch auf den schwedischen Thron erhob) die Lehnsabhängigkeit von Polen beenden und die volle Souveränität des Staates herstellen. Polen verliert in Hinter-Pommern 1657 und 1668 die Kreise Lauenburg, Bütow und Draheim an Preußen. In der Schlacht bei Fehrbellin entreißt er 1675 den Schweden auch noch Vorpommern, muss es aber vier Jahre später wieder herausgeben.


‍Die deutsche Sprachgrenze bleibt weitgehend unverändert.

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