GRENZGESCHICHTE

Die Grenzen Deutschlands und des deutschen Sprachgebiets in der Geschichte

Von Bert Alexander Schwank

Nachwort

Über 1170 Jahre sind bis heute seit der Teilung des Frankenreichs und der Bildung des deutschen Ostfrankenreichs vergangen. Deutschland ist durch eine bewegte Geschichte gegangen. Einer Phase der Ausdehnung im Westen und Süden folgt die Landnahme im Osten ('Drang nach Osten'). Es schließt sich eine Phase des Rückzugs aus dem Westen und Süden an. Am Ende steht der Kollaps im Osten.


Das flächenmäßig kleinste Deutschland waren das Ostfrankenreich am Anfang und die heutige Bundesrepublik. Die größte Fläche hatte das Land im Hochmittelalter. Viele Gebiete haben mehrfach den Besitzer gewechselt. So hatte das östliche (deutschsprachige) Lothringen neunmal, das Elsass siebenmal den Besitzer gewechselt. Danzig war dreimal eine 'Freie (deutsche) Stadt', gehörte viermal zu Preußen/Deutschland und dreimal zu Polen. Alles, was je streitig war, hat Deutschland am Ende verloren.


Die deutsche Sprache hat sich im Westen zurückgezogen, sich aber – trotz des Verlusts der ostdeutschen Provinzen – im Osten und Südosten ausgedehnt, insgesamt ist das deutsche Sprachgebiet leicht gewachsen.


Während die Änderung der staatlichen Zugehörigkeit eines Gebiets in früheren Zeiten für die ansässige Bevölkerung – nach Ende der Kriegshandlungen – meist nur Unterordnung und Assimilierungsdruck bedeutete, ist die Vertreibung von Millionen Menschen ein Novum des 20. Jahrhunderts. Aber nicht nur die Vertreibung der angestammten Bevölkerung mit Millionen Toten ist ungeheuerlich, sondern darüber hinaus – und das auch nach dem Schwinden jeder persönlichen Erinnerung – der Verlust eines Jahrhunderte alten deutschen Kulturlandes im Osten. Königsberg ist jetzt Kaliningrad und nur wenig erinnert noch an 700 Jahre deutsche Geschichte. Die historischen Zentren von Danzig und Breslau sind zwar wieder aufgebaut, aber jedes deutsche Wort ist herausgemeißelt. Berlin, einmal in der Mitte Deutschlands gelegen, auf halbem Weg zwischen Metz und Memel, Kiel und Kattowitz, liegt heute am östlichen Rand.


Kann man eine Prognose über die Zukunft abgeben? Wohl ist ein relativ stabiler Zustand eingetreten: Kein Nachbar erhebt irgendwelche Gebietsansprüche, auch hat Deutschland seine Ansprüche aufgegeben. Aber in fernerer Zukunft wird es gewiss nicht so aussehen wie heute. Eine Rolle spielen hier die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, sowie die Wanderungsbewegungen in und nach Europa und letztlich auch die Entwicklung der Machtstrukturen in der Welt. Was also könnte sich in den kommenden Jahrhunderten an Deutschlands Grenzen und dem deutschen Sprachgebiet ändern? Die Erfahrung aus der Geschichte sagt: Letztlich Alles.

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